Es gibt kein Vergessen und kein Vergeben

- Irgendwann 1963, jedenfalls jeden Freitag um 18.00 gabs am Radio die Schlager der Woche. - immer ganz nah mit dem Ohr am Breitbandlautsprecher des alten Röhrenradios lauschte ich ganz andächtig dem da gebotenen. Im Kreise noch meine beiden älteren Schwestern.

1963 war auch mein Schulbeginn in Regensburg und damit eigentlich der erste Einschnitt im Leben eines jungen Menschen. Der Kindergarten ist vorüber und der Ernst des Lebens sollte beginnen.

Dieser ist zwar mit Aufgaben und Verantwortung verbunden, bringt aber auch etwas sehr wesentlich positives mit sich; - nämlich, mehr Freiraum und -zeit!

Und der wurde bis auf`s Letzte mit dem ausgefüllt, was wir nicht machen sollten.

Meine besten Freunde damals kannte ich ja schon aus dem KiGa und während der Grundschule bis zur 6ten sollte sich diese Freundschaft noch verstärken.

Zum Fussballspielen oder dem erkunden der Umgebungen kam zusehends immer mehr das musikalische Interesse in den Vordergrund unseres Tuns.

Peter und Klaus hatten ältere Brüder mit unterschiedlich musikalischen Vorlieben - uns zum Vorteil, denn so kriegten wir mehr von der Affenmusik mit. Immer mehr Zeit verbrachten wir vorm Plattenspieler und hörten Beatles, Bee Gees, Rolling Stones, Steppenwolf, Slade, Gary Glitter, Kinks, Who, Small Faces, Humble Pie, Nazareth usw.

Der Hit war aber, dass 2 Häuser weiter wo ich aufwuchs, der angesagteste Beatschuppen der Stadt war, - das Colosseum, kurz gesagt, der Cobl.

Ein wichtiger Faktor der damals gang und gäbe war, - man kannte fast alle Nachbarn und umgekehrt, die von der Hauptstrasse sowieso und alle anderen im näheren Umkreis des gesamten Stadtteils mehr oder weniger. Dieses Verhältnis schaffte Vertrauen und ermöglichte Zugleich Zugang zu eigentlich "verbotenen Orten".

Jedenfalls wussten wir, dass der Backstage und rückwärtige Bühneneingang zum Cobl spät abends unbemerkt über unsere Hofmauern erreichbar war.

Und so kamen sie, diejenigen, welche man aus dem Radio nur kannte, plötzlich in dein näheres Umfeld. Ohio Express, Graham Bond, 1910 Fruitgam Company, Rattles, Lords, Troggs, Tremelos,Dave Dee, Dozzy etc. - und alljene, die auf der Teeinsel zuhause waren. Und es war immer sehr aufregend, auch das, was nach den Auftritten bei der Abreise passierte. Die andere Seite des Rumtingelns. Als 8-10jähriger schon ab und zu als "Stagehand" zu agieren, war das ALLERGRÖSSTE!!!

Ich weiss nicht, wie oft ich durch diese Türe geschlüpft bin und mich seitlich etwas im Hintergrund der Bühne postiert habe, aber es ging eh nur um das, was da passierte und wie mich dieses in seinen Bann zog und nicht mehr loslassen sollte.

So kams, dass sich all diese Eindrücke und das ganze drumherum unauslöschlich im Gehirn eines kleinen Jungen manifestierte.

Diese Eindrücke sind der Grundstein und Anlass für mein musikalisches Interesse und werden mich bis zu meinem Ende begleiten.

 Fortsetzung folgt mit den Jahren 1972 - 1975

 

Es gibt kein Vergessen und kein Vergeben