Es gibt kein Vergessen und kein Vergeben

Von der 7. bis zur 9. Klasse wurde der Lernplan zweitrangig, die damit verbundene Benotung dementsprechend durchschnittlich, eben Standard. Frustrierend ausgewirkt hat sich auch die Tatsache, dass mit Übergang in die 7. auch die Trennung von meinen damals besten Freunden erfolgte, die dann im weiteren Zeitverlauf fast vollends abflachte.

1972  wars dann mit der Schule vorbei und ein Beruf musste ergriffen werden.

Zeitgleich habe ich mir auch meinen ersten Bass gekauft, einen Höfner PB-Kopie in cremeweissen Kunststoffbezug und schwarzem Pickguard. Der Bass stammte übrigens von dem damaligen Gitarristen der Band, bei der ich später Roadie werden sollte. Später dazu mehr!

1973 müsste es gewesen sein, als ich in der RT-Halle "Jon Hisemans Tempest" live erlebte und dieses Konzert kann getrost als weiteres Schlüsselerlebnis gelten, denn was diese 3 Jungs ablieferten, lies alles bisherige verblassen. Besetzung war Jon Hiseman (Drums), Ollie Halsall (Guitar) und Mark Clarke (Bass), vor allem der hatte es mir angetan. Genauso wollte ich auch sein und werden. Es folgten noch zahlreiche Id(o)eale

Erklär dies aber mal meinem alten Herrn! -

Mein Berufswunsch des Musikers fiel anhand fehlender Realvorstellungen der väterlichen Zensur zum Opfer. Zu der Zeit suchte einem auch noch der Vater einen Arbeitsplatz und so erlernte ich widerwillig den Nachfolgeberuf des Kartoffeldrucks, - Schriftsetzer und Buchdrucker.

Dass dieser Beruf schon zur Lehrzeit zum aussterben verurteilt war, lies sich Anfangs nicht erkennen und so kam nach der Lehre keine Übernahme sondern Arbeitslosigkeit, aber mit dem "Stempelgeld" liess es sich eigentlich vorübergehend gut leben.. Beim erreichen der Volljährigkeit habe ich dann auch das elterliche Nest verlassen und ein Zimmer angemietet.

Während der Lehrzeit war ich freizeittechnisch fast ausschliesslich damit beschäftigt, mir lokale Bands anzusehen und unser altes Röhrenradio mit dem Bass zu malträtieren. Die ersten Versuche, Songs nachzuspielen,  erwiesen sich schwieriger als gedacht. Unterricht in dem heutigen Sinn gab es nicht, und wenn, dann mit völlig anderem Repertoire.

Es gab einige wenige Schuppen in Regensburg die meinen Vorstellungen entsprachen und dort hielt man sich meist bis zum Schluss auf. Das "Atelier",  ein Steingewölbe eines Hinterhofs in der Altstadt, war der angesagteste Musik- und Kifferbunker, allabendlich brechend voll mit Dud`s, GI`s, Hippies und dem restlichen Milieu - und, wie kommts, auch meinen alten Klassenfreunden.

Aber auch die aktiven Musiker, Profis wie auch Amateure, waren vor Ort und allmählich kam man sich näher. Die Wiedervereinigung mit Peter brachte auch gemeinsame Übungsstunden mit sich, da Peter eine 12-saitige hatte und einige Songs schon meines Erachtens gut drauf hatte. Dass trotz dem Willen zur Bandgründung keine entstand, lag daran, dass sich sogut wie kein Junge in unserem Alter ein Schlagzeug leisten konnte und eigentlich nur die Profis eins vorweisen konnten. Peter kam dann zum Bund und zum Alkohol.

An die Profis kam man nur ran, wenn man sich mit ihren Gewohnheiten und ihrem Alltag identifizierte, und darin gab ich mir alle Mühe. Haare, Kleidung, Vokabular usw. alles so, wie es die Grossen vormachten, -  und es funktionierte. Zwar wurde man des öfteren belächelt, aber man war trotzdem einer von den Ihren und dies war ja auch Zweck der Sache. Ernst genommen zu werden muss man sich verdienen. Die ersten Sporen dazu gabs mehr oder weniger in den lokalen Schüler- und Nachwuchsbands bei Stadtfesten oder gelegentlichen Auftritten im Jugendzentrum, aber letztendlich zog keine so richtig mit, den Schritt ins Profilager zu wechseln. Mittlerweile war ich auch schon gut eineinhalb Jahre bei Mass, welche für damalige Verhältnisse zu den bekannteren  Rockbands zählten, erst Lokalgrösse, später auch bundesweit, Schweiz und Beneluxals, als Roadie. Und jetzt war ich eigentlich in meinem Element.

Fortsetzung folgt mit 1977 - 1983

 

Es gibt kein Vergessen und kein Vergeben